Neckar-Odenwald-Kliniken

Kranke(n)häuser – Krankes System 

Hilfe tut Not! Resolution im Kreistag?

Ausführlich berichtet und debattiert wurde in der letzten Kreistagssitzung über die Situation der Neckar-Odenwald-Kliniken, die für den Landkreis im wesentlichen ja nurmehr unsere beiden Kreiskrankenhäuser in Buchen und Mosbach sind.

Kliniken-Geschäftsführer Frank Hehn und Harald Löffler; Leiter Finanzen und Controlling, stellten in einem umfangreichen Bericht den Zustand und die Lage der Kliniken dar, benannten die Problemfelder und beschrieben die wesentlichen Aufgabenbereiche, denen sich die Geschäftsführer- und Chefarztkonferenz stellen muss.

Vornehmlich geht es um eine Verbesserung der finanziellen Situation.
Seit 2009 haben sich die Verluste, die vom Landkreis und damit mittelbar von den Kommunen im Landkreis abzufangen sind, auf rund 75 Millionen Euro (!) summiert.

Die Vorlage zu diesem Tagesordnungspunkt der Sitzung ist dementsprechend deutlich:
Die aktuelle Entwicklung der Ergebnisse duldet in zeitlicher Hinsicht allerdings keinen weiteren Aufschub mehr. Der Defizitausgleich für die Neckar-Odenwald-Kliniken bringt nicht nur den Landkreis selbst, sondern inzwischen auch zunehmend die Städte und Gemeinden in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Zeitnahe und vor allem wirksame Gegenmaßnahmen sind deshalb dringender denn je. Aus Sicht der Landkreisverwaltung geht es dabei nicht mehr darum, was wir uns leisten wollen, sondern schlicht und ergreifend darum, was wir uns überhaupt noch leisten können. Dabei darf es deshalb auch keine Denkverbote und Tabus geben.

Sicher müssen die Krankenhäuser – allen voran die Geschäftsführung und die Chefärzte, aber auch jede und jeder Beschäftigte/r ist gefordert –  ihre „Hausaufgaben“ machen. Alle sind zur Veränderung gefordert und müssen bereit sein. Es geht ans Eingemachte, es geht an den grundsätzlichen Erhalt unserer Krankenhäuser, es geht um die Gesundheitsversorgung von uns allen im Landkreis, es geht auch um Arbeitsplätze.
Es gilt, das Engagement und die Motivation, die das Personal schon die ganze Zeit bringt, weiterhin zu fördern und zu fordern und das vor Ort, hier bei uns, Machbare zu erreichen, damit wir weiterhin zwei funktionierende Kreiskrankenhäuser zur Grund- und Regelversorgung unserer Bevölkerung haben.

ABER: Unser Gesundheitssystem krankt doch.

Die Bemühungen vor Ort sind ein Teil, damit die stationäre Gesundheitsversorgung auf dem Land funktioniert. Wirtschaftliches Management, professionelle Führung und engagierte Beschäftigte bilden den wichtigen Baustein zur Gesundung der Patienten (und der Kliniken).

ABER: Der Rahmen muss stimmen. Das heißt die Kliniken müssen finanziell so ausgestattet werden, dass sie auch als kleineres (Land)Krankenhaus existieren können. Dass die (Grund)Versorgung der kranken Menschen, die ein Krankenhaus aufsuchen müssen, gewährleistet ist, auch wirtschaftlich gewährleistet ist. Selbst wenn es sich nicht um einen größeren medizinischen Eingriff handelt, der eine entsprechend gewichtete und gemixte Fallpauschale abwirft.

Für diese Grundversorgung brauchen wir keine medizinischen Bettenburgen mit mindestens 600 Betten. Größer ist nicht unbedingt besser. Und weiter entfernt schon gar nicht.

Würde das Ergebnis einer vieldiskutierten „Experten“-Studie umgesetzt, wäre das ein Rückschritt für die Menschen in ländlichen Regionen und ein Schritt in eine medizinische Zweiklassen-Stadt-/Land-Versorgung.

Sicher muss sich unser Gesundheitswesen und die damit verbundene Gesundheitsversorgung weiter entwickeln. Und sicher darf dabei auch eine Zentralisierung und Spezialisierung kein Tabu sein.

ABER nicht, wenn dadurch die gesundheitliche Daseinsvorsorge auf dem Land geopfert wird.
Das ist mit Sicherheit der falsche Weg!

Und Gesundheitspolitik ist mehr als solche eindimensionale Betrachtung!

Wenn Veränderungen angegangen werden – und die will niemand in Abrede stellen – müssen Strukturen geschaffen werden, die zumindest annähernd gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land und in Ballungsgebieten  garantieren.

Unabdingbar gehört dazu eine finanzielle Ausstattung aller Krankenhäuser, auch der notwendigen kleinen Krankenhäuser auf dem Land, damit diese ihre (Basis-)Aufgaben erfüllen können und nicht selbst ständig am Rande eines Kollapses sind.

Hier ist die sog. „Große Politik“ gefragt – und zwar in Bund und Land, ohne Kompetenzgerangel und ohne (parteipolitische) Ränkespiele. Wo sind wir denn in Deutschland hingekommen, wenn es uns in unserem reichen Land nicht mehr gelingt, eine flächendeckende, gleichwertige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten?

Zusätzlich zum Beschluss eigener Maßnahmen sollte der Kreistag am 29. Januar 2020 eine Resolution initiieren und beschließen, durch die Bund und Land zum Handeln aufgefordert werden und die Kliniken finanziell so ausstatten, damit ihr Überleben nicht von kommunalen Verlustausgleichen abhängig ist.

Eine solche Resolution sollte von allen Landkreisen und Kommunen auf den Weg gebracht werden.

Gesundheit ist ein Grundrecht, das nicht vom Wohnort abhängig sein darf!

(bh)

 


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