Regionalität und Tierwohl ist Gebot

Freie Wähler informierten sich im Frischezentrum Färber in Schefflenz

Wenn es um regionales Fleisch geht, ist das Frischezentrum Färber, besser bekannt unter Schlachthof Schefflenz, die erste Adresse im Neckar-Odenwald-Kreis. Mitglieder der Kreistagsfraktion und des Kreisverbands der Freien Wähler Neckar-Odenwald informierten sich jüngst in dem Unternehmen, das für die hiesige Landwirtschaft und die örtlichen Metzgereien genauso wichtig ist, wie für die Verbraucher im Kreis. Schlachthöfe sind systemrelevant für die Versorgung der Bevölkerung und gehören als solche zur sogenannten kritischen Infrastruktur.

Geschäftsstellenleiter Gerald Bangert stellte den Betrieb, der im Jahr 2010 als Schlachthof Haussecker vom Unternehmen Emil Färber übernommen wurde, vor. Die Emil Färber GmbH & Co. KG ist mit insgesamt 24 Standorten in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz aktiv. In Schefflenz arbeiten derzeit 13 Beschäftigte in Schichten an sieben Tagen in der Woche. Geschlachtet und verarbeitet werden ausschließlich Tiere aus der Region, zu 90 Prozent aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Beliefert werden Metzgereien in der näheren und weiteren Umgebung, von Mannheim bis Heilbronn. Um den Betrieb rentabel zu halten, müssen wöchentlich mindestens 500 Schweine geschlachtet werden. Allerdings musste Bangert auch berichten, dass im letzten Jahr 20 Metzgereien aus dem Kundenstamm aufgehört haben, zumeist weil es an Geschäftsnachfolge fehle.

Gerade deshalb sei es wichtig, so Kreisrat Marco Eckl, für den Beruf zu werben und Nachwuchskräfte auszubilden. Die gewerblichen Berufsschulen müssten die theoretische Ausbildung dauerhaft sicherstellen. Aktuell, so Bangert, mache sich der Fachkräftemangel schon bemerkbar. So hat er unlängst vier Metzger aus Osteuropa eingestellt. Dank der Freizügigkeit in Europa benötigen EU-Bürger keine besondere Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis, was hierfür sehr erleichternd ist.

Allerdings mache dem Betrieb die Bürokratie schon schwer zu schaffen. So werde für alles mögliche Sachkundenachweise gefordert. „Ich bin gelernter Metzgermeister, aber ich darf kein Schwein abtun. Dafür müsste ich erst wieder einen Sachkundenachweis machen.“, so Bangert. Auch die gepfefferten Fleischbeschaugebühren, er spricht von einer sechsstelligen Summe, stoßen dem Betriebsleiter auf. Der Fachkräftemangel, gravierende Lohnunterschiede zwischen Portugal/Spanien und Deutschland, Veterinärkosten und die immensen Instandhaltungskosten machen dem Betrieb zu schaffen. Kreisrat Valentin Knapp fasste dies alles prägnant zusammen, „je weniger Schlachthof desto weiter die Transportwege und je mehr ist das Tierwohl gefährdet“. Tobias Volk, selbst als Lebensmittelkontrolleur tätig, brachte hier die guten Gesundheits- und Qualitätsstandards ins Spiel, die von der Gesellschaft ja gewollt seien.

Unterm Strich würden die Verbraucher entscheiden, was ihnen ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel wert sei. Landmetzgerei oder Discounter, so Bangert, seien die Wahlmöglichkeit, die alle haben. Zu diesen Gedanken zitierte Kreisrat Thomas Ludwig „Bauer Willi“, nach dem es bei den Menschen einen Konflikt gebe, zwischen Verbraucher und Bürger. Als Bürger fordere man gute Lebensmittel, als Verbraucher stimme man dann allerdings mit dem Geldbeutel beim Einkauf ab.

Beim Rundgang lernte die Besuchsgruppe die einzelnen Stationen von der Ankunft der Tiere über den Schlachtvorgang bis zur Verarbeitung kennen. Nach dem Abladen bleiben die Tiere zunächst in den Boxen, so dass die Schweine wie gewohnt in Gruppen bleiben können und Stress möglichst vermieden wird. Karl Gruppenbacher, selbst langjähriger Landwirt, ging hier auf die Rolle und die Anforderungen der Landwirtschaft ein. So sei die Haltungsform ein immer wichtigeres Kriterium, was allerdings auch bei den Bauern zu immer höheren Investitionskosten führe. Und auch hier landete die Diskussion schließlich wieder beim Verbraucher und dessen Kaufverhalten.

Fraktionsvorsitzender Martin Diblik konstatierte, dass es ein Zusammenspiel vieler Beteiligter sei, dass und welche Lebensmittel schließlich auf dem Teller landen. Und dass die Verbraucher selbst entscheiden, was diese ihnen wert seien. Er dankte Gerald Bangert für die interessanten Eindrücke in den Betrieb des Schlachthofs und wünschte, dass es diesem noch lange möglich sei, vor Ort zur Versorgung der Menschen beizutragen. (bh)

 


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